Auflösung der Patenschaft mit dem Kuratorium Hirschberg

Herrn
Landrat
Olaf Levonen

o.V. i. A.

 

Hildesheim, den 04.12.2019

 

Auflösung der Patenschaft mit dem Kuratorium Hirschberg

Sehr geehrter Herr Landrat Levonen,

zum Tagesordnungspunkt Haushalt 2020 der Sitzung des Kreisausschusses am 09.12.2019 und des Kreistages am 12.12.2019 übersenden wir folgenden

Beschlussvorschlag:

  • Die Patenschaft Hirschberg mit dem zugehörigen Kuratorium wird aufgelöst.
  • Das Vermögen des Kuratoriums und die Aufgaben der Patenschaft Hirschberg, die dieser vom Landkreis übertragen wurden, insbesondere die Durchführung der Heimattreffen, werden auf den Partnerschaftsverein Deutsch-Polnische-Verständigung übertragen.
  • Es wird in enger Absprache mit dem Verein Deutsch-Polnische-Verständigung eine Regelung getroffen, nach der drei Kreistagsabgeordnete dem Vorstand des Vereins angehören können. Nach Möglichkeit sollen sie dort auch stimmberechtigt sein, aber auch eine beratende Vorstandsmitgliedschaft z.B. durch eine Kooptierung ist möglich. Für die laufende Wahlperiode werden die Kreistagsabgeordneten entsandt, die zuvor Mitglied im Kuratorium Hirschberg waren.
  • Der Kreisausschuss wird gebeten das Kuratorium für aufgelöst zu erklären, sobald die Voraussetzungen des Aufgabenübergangs erfüllt sind.

Begründung:

Mit der Kreisreform 1977 übernahm der Landkreis Hildesheim die „Patenschaft“ für die Heimatvertriebenen aus Hirschberg im Riesengebirge, welche zuvor vom Landkreis Alfeld ausgeübt wurde. In das der „Patenschaft“ zugehörige Kuratorium entsendet der Landkreis drei Mitglieder des Kreistages. Hauptaufgabe des Kuratoriums war die Veranstaltung des Hirschberger Heimattreffens im zweijährigen Rhythmus, welches in den 1960er-Jahren noch über 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählte. Eine weitere Aufgabe war die Unterhaltung einer Heimatstube, die im ehemaligen Kreishaus des Landkreises Alfeld und jetzigen Außenstelle des Landkreises Hildesheim in Alfeld (Leine) untergebracht ist.

Im Zuge der Sanierung der Finanzen des Landkreises Ende der 1990er-Jahre wurden die Zahlungen an das Kuratorium eingestellt und die Beteiligung auf eine rein ideelle umgestellt. Zur Finanzierung der Aufgaben der Patenschaft wurde der Verein „Heimatbund Hirschberg e.V.“ gegründet und zunächst von Dr. Horst Berndt als Vorsitzenden, parallel zum Vorsitz im Kuratorium in Personalunion geführt.

Mit dem Tod von Dr. Berndt 2011 ging diese Personalunion zu Ende. Zeitgleich wurde offensichtlich, dass die Heimattreffen durch das Versterben der Erlebnisgeneration an Wert verloren hatte und zugleich der Gedanke der Völkerverständigung mit den heutigen Bewohnerinnen und Bewohnern des Hirschberger Tals in den Vordergrund rücken würde.

Folgerichtig wurde 2014 erstmalig das Hirschberger Heimattreffen nicht in Alfeld (Leine) sondern in Jelenia Gora veranstaltet und mit dem neugegründeten Verein „Partnerschaftsverein Deutsch-Polnische-Verständigung e.V.“ mittelbar eine Vereinbarung zwischen dem Landkreis Hildesheim und dem korrespondierenden Kommunalorgan in Jelenia Gora getroffen.

Es soll nicht verschwiegen werden, dass diese Neuausrichtung nicht von allen Beteiligten willkommen geheißen wurde. Insbesondere der Vorstand des Heimatbundes Hirschberg hat diese massiv kritisiert.

Der seit 2011 amtierende Vorsitzende des Kuratoriums, Karsten Riemann, möchte nach 8 Jahren im Amt den Vorsitz abgeben. Es bietet sich deshalb an unter den neuen Rahmenbedingungen über den Bestand des Kuratoriums zu beraten.

Die oben angesprochene Heimatstube ist mit ihrem Bestand bereits an die Stadt Alfeld (Leine) übergeben worden, eine Eingliederung des Bestandes in das Stadtmuseum ist gesichert. Zudem wurde im Rahmen der Erfassung des Inventars auch eine Provenienzprüfung des Bestandes durchgeführt.

Das Kuratorium mit seinen Vertreterinnen des Kreistages, die Stadt Alfeld (Leine) und der Partnerschaftsverein sind sich einig, dass der eingeschlagene Weg zu einer intensiveren Verständigung mit den Neuschlesiern in Jelenia Gora der beste Weg zur Sicherung des kulturellen Erbes der Vertriebenen ist.

Eine Auflösung der Patenschaft und ein Aufgabenübergang auf den Partnerschaftsverein ist deshalb geboten.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Klaus Bruer                                           gez. Friedhelm Prior    Fraktionsvorsitzender                               Fraktionsvorsitzender
SPD-Kreistagsfraktion                              CDU-Kreistagfraktion

 

 

 

 

 

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.