Antrag gem. § 7 GO; Erfolg oder Misserfolg von PiaF (Prävention in aller Frühe)

Herrn Landrat
Reiner Wegner o.V.i.A.
Bischof-Janssen-Str. 31
31134 Hildesheim

 

Erfolg oder Misserfolg von PiaF;
Anfrage gem. § 18 GO und Antrag gem. § 7 GO

Hildesheim, 24.08.2016

Sehr geehrter Herr Landrat Wegner,

das interdisziplinäre Programm zur Früherkennung und Frühförderung „PiaF“ startete mit Beschlussfassung im Kreisausschuss am 19.6.2006 ab dem 1.9.2006 in Alfeld und Freden.

Aufgrund des Kreistagsbeschlusses vom 27.9.2010 wurde es auf den gesamten Landkreis in der heutigen Form ausgeweitet; im November 2013 nach Zusammenlegung der Jugendämter auch in der Stadt Hildesheim.

Das Programm nimmt für sich in Anspruch, präventiv für die betroffenen Kinder zu wirken und zugleich durch zeitnahe Behandlung im Ergebnis Jugendhilfekosten (im Bereich der Erziehungshilfen) zu sparen. Da dieses Konzept sinnvoll erschien, hat ihm die CDU-Kreistagsfraktion zugestimmt und die sehr erheblichen Personal- und Sachkosten bisher mit getragen.

Im Vorfeld der Schuleingangsuntersuchungen (SEU)  wird ein Großteil der Kinder erreicht, die im „PiaF-Alter“ einen Kindergarten besuchen. Auffälligkeiten z. B. im Hör- und Sprachvermögen sowie in der grobmotorischen Entwicklung können erkannt und daraufhin evtl. behoben werden.

Ein Beleg für Einsparungen durch diese Prävention konnte die Kreisverwaltung im Rahmen ihrer Berichterstattung aber nicht  liefern, angeblich, weil der Zeitraum hierfür noch nicht ausreiche.

Der Landkreis Hildesheim ließ uns zudem glauben, dass er das Programm originär  konzipiert habe.

An beiden Aspekten ergeben sich nicht nur aufgrund der Feststellung, dass die Jugendhilfe-kosten seit Jahren kontinuierlich steigen, Zweifel.

Zudem gibt es zahlreiche Landkreise in Niedersachsen, in denen prozentual gesehen weniger Kinder eine Abklärungsempfehlung beim Hör- oder Sprachvermögen oder der grobmotorischen Entwicklung im Zuge der SEU erhalten.

So ist der prozentuale Anteil der Abklärungsempfehlungen bei den SEU im Landkreis Hildesheim beim Hörvermögen von 6,2 % im Jahr 2010 auf 6,8 % im Jahr 2012 und dann sogar auf 7,7 % im Jahr 2014 gestiegen.

Beim Sprachvermögen stieg der Prozentsatz von 4,9 über 5,3 auf 7,1 % in 2014

und bei der Grobmotorik sank er zunächst von 2,5 % auf 1,5 %, stieg dann aber auf 2,1 % in 2014.

Eine genaue Entsprechung von PiaF wird offenbar schon seit 2003 im Landkreis Neuss betrieben und ist von der Konrad-Adenauer-Stiftung bereits in 2004 prämiert worden.

Die Aussage, dass es der Landkreis Hildesheim war, der bundesweit als erster intensive Fachrecherchen, Ideenentwicklungen und Konzeptentwürfe zu einem solchen Programm durchgeführt hat (Zitat aus der Chronologie von PiaF, Vorlage 1077/XVII zur Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 11.4.2016), ist offenbar so nicht richtig.

Direkte Vergleichszahlen (Prozentzahlen bezogen auf die SEUs der oben genannten Jahre, in diesem Fall in Nordrhein-Westfalen, mit Abklärungsempfehlungen bei den – auszugsweise – drei Fähigkeiten) liegen hier zwar nicht vor. Allerdings ergibt sich aus der dortigen Bilanz von 2003-2013, dass das entsprechende dortige Programm „prokita“ im Zweifel erfolgreicher arbeitet als „PiaF“.

Wir bitten um Beantwortung folgender Fragen:

  1. Halten Sie die Aussage aufrecht, PiaF sei ein Alleinstellungsmerkmal im Landkreis Hildesheim und sei in der hiesigen Kreisverwaltung konzipiert worden?
  2. Halten Sie die Form der Berichterstattung zu PiaF in Anbetracht der Anforderungen an Vollständigkeit und inhaltliche Richtigkeit für ordnungsgemäß?
  3. Wie bewerten Sie im Licht der aufgezeigten Fakten den Erfolg von PiaF?
  4. Insbesondere: Weshalb werden die Ergebnisse vergleichbarer Programme nicht zur Evaluierung herangezogen?
  5. Erklärt sich aus der offenbar schlechten „Kosten-Nutzen-Relation“ in Hildesheim auch die Aussage des LK Peine während der Fusionsverhandlungen, PiaF nicht übernehmen zu wollen?
  6. Halten Sie eine externe Untersuchung, die insbesondere auch einen Vergleich mit „prokita“ vornehmen soll, in diesem Zusammenhang für sinnvoll?

Wir beantragen zudem einen entsprechenden TOP „Erfolg oder Misserfolg von PiaF“ in die Sitzung des JHA am 6. September aufzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen
gez. Christiane Wirries
Sprecherin für Jugendpolitik
der CDU-Kreistagsfraktion

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